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Alles eine Frage des Systems

24. September 2010

Die wohl größte Herausforderung für einen Trainer im Fußball ist die Wahl des richtigen Spielsystems. Gehen wir davon aus, dass die Leistungserbringung eines Spielers im Großen und Ganzen stabil bleibt (natürlich in Abhängigkeit von der eigenen Motivation, Fähigkeiten des Spielers sind in der Regel stabil oder ausbaubar) stellt sich für den Trainer nun die Frage, in welches System er (in manchen Fällen sie) die Mannschaft einordnet.

Im Laufe der Fußballgeschichte gab es etliche unterschiedliche Taktiformen:
– Deutschland gewann 1954 die Weltmeisterschaft mit der sogenannten WM Taktik

WM Taktik Deutschland 1954

WM Taktik Deutschland 1954

– Die Italiener waren und sind bekannt für den Catenaccio – ein Spielsystem völlig ausgelegt auf die Verteidigung des eigenen Tores und vorne hilft der liebe Gott oder ein schneller Stürmer

Spielsystem Italien

Spielsystem Italien

– Die Spanier siegten 2008 und 2010 in einem 4-1-4-1 System

EM Finale Spanien gegen Deutschland

EM Finale Spanien gegen Deutschland

– Magath gewann 2008 mit Wolfsburg die Meisterschaft mit dem 4-4-2 im Rautensystem

Magaths Meister Plan 2008

Magaths Meister Plan 2008

– und auch die Holländer waren mit ihrem Voetball Totaal durchaus erfolgreich (auch wenn es nie zu einem WM – Titel reichte!)

Doch welches System ist 2010 erfolgreich?

Die Frage ist an sich nicht leicht zu beantworten, denn es kommt – wie oben schon erwähnt – auf das jeweilige Spielermaterial an. Dennoch ist es bisher auffällig, dass sich etliche Vereine und auch Nationalmannschaften mit einem 4-5-1 (oder besser gesagt 4-2-3-1) spielen. Nun muss sich aber der Laie die Frage stellen, was hier der Vorteil dieses Spielsystems ist.

Hier sollten erst einmal die Positionen definiert werden, bevor analysiert werden kann, was bei einem Angriff passiert:
Die Abwehr: sie besteht aus 2 Außen- und zwei Innenverteidiger, die auf einer Linie spielen.

Das Mittelfeld: besteht aus zwei defensiven Mittelfeldspielern (den sogenannten 6ern), sowie drei offensiven Positionen (2 Außenpositionen und einer klassischen Nummer 10), die regelmäßig den Stürmer im Angriff ergänzen.

Der Sturm: hier gibt es einen Einzelkämpfer in der Mitte, der jeweils nach außen ausweichen kann

Nun, in seiner Perfektion rücken die beiden Außenverteidiger bei Angriff ins Mitteldfeld auf. So ergibt sich erst einmal eine deutliche Überlegenheit, weil nun maximal 7 Feldspieler im Mittelfeld agieren. Somit erreicht eine Mannschaft schnell Überzahl, da sie meistens gegen maximal 5 andere Mittelfeldspieler spielt (angenommen, dass der Gegner auch mit einer 4er Abwehrkette spielt). Zudem hat dieses System natürlich noch eine weitere Stärke. Die Außenpositionen sind nun doppelt besetzt (offensiv wie defensiv), was es für den Gegner nun schwer macht, sinnvoll zu verteidigen. Gleichzeitig gibt es aber auch im zentralen Mittelfeld ein deutliches Übergewicht, da hier auf engem Raum drei Spieler sich positionieren (2 defensive Spieler, 1 offensiver). Um weiteren Druck auf den Gegner auszuüben können nun alternativ die offensiven Außenmittelfeldspieler aufrücken. Es ergibt sich dann ein temporäres 2-4-1-3. Die andere Alternative wäre, wenn die 10 mit in den Sturm aufrückt. Es ergibt sich dann ein kurzfristiges 2-4-2-2.

Das 4-5-1 ist deswegen kein Allerheilmittel

Leider versuchen aber etliche Vereine, das 4-5-1 System zu kopieren. Ob Wolfsburg oder Schalke: beide Teams haben zu Beginn mit dieser Variante gespielt – mit mäßigem Erfolg. Nun haben beide Trainer umgebaut – auf ein altbekanntes 4-4-2 (wobei Wolfsburg mit Raute spielt und Schalke mit drei defensiven Mittelfeldspieler). Diese Systeme machen aber auch für diese Vereine Sinn. Sowohl Huntelaar als auch Raul sind Strafraumspieler. Da bringt es nichts, den einen hinter dem anderen spielen zu lassen. Ähnliches gibt es in Wolfsburg zu berichten: Mandzukic ist eben keine hängende Spitze. Eine Abkehr des alten 4-5-1 zu dem 4-4-2 bedeutete für beide Mannschaften Auswärtssiege.

Vielleicht sollte Schaaf auch einmal über ein neues System denken. Mit Pizzaro kommt nun wieder ein weitere Stürmer zurück, der besonders dann viele Tore machte, wenn er einen Partner an der Seite hatte. Und übrigens: Die Bayern haben ihr Siege auch erst mit einem 4-4-2 erreicht (Sieg gegen Wolfsburg, Rom und Hoffenheim).

Ein Alternative – 3-2-3-2 als neues Fußballmodell?

Es wird also deutlich, wieso die Bayern in den letzten Spielen fast 75% Ballbesitz hatten. Durch eine permanente Schaffung von Überzahl ist es eben möglich den Gegner laufen zu lassen. Als Fan des offensiven Fußballs würde ich mir jedoch eine Modifikation der beiden Systeme in ein 3-2-3-2 wünschen. Hier würde ein weiterer Stürmer gegen einen Abwehrspieler getauscht werden. Damit könnte noch mehr Druck entstehen, weiterhin müssten die beiden Außenverteidiger auch in diesem Modell aufrücken. Die Gefahr ist jedoch, dass bei Ballverlust eben nur noch ein Abwehrspieler in der Verteidigung ist. Und das ist zumindest bei einem Spieler wie van Buyten kaum denkbar, dass er alleine gegen einen Stürmer spielen darf. Es bleibt aber festzuhalten, dass ein zweiter Stürmer eben doch noch für mehr Torgefahr sorgt. Ich würde diese Änderung begrüßen und würde das System M&M benennen…

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